Briefe

Adam hat lebenslang – trotz Unterschieden bezüglich Lebensweise und Einstellungen – eine vertrauensvolle, herzliche und stabile Beziehung zu seinen Eltern. In zahllosen Briefen erzählen sie sich ihren Alltag, tauschen Sorgen und Rat und diskutieren ihre verschiedenen Standpunkte. August von Trott unterstützt Adam während dessen Schul- und Studienzeit vorbehaltlos. Seinem Vater zuliebe entscheidet Adam sich für das Jurastudium und tritt in die Verbindung Corps Saxonia ein. Der Vater nimmt lebhaften Anteil am Studium seines Sohnes. Mit zunehmender Selbständigkeit des Sohnes treten politische Differenzen zwischen ihnen hervor, über die sie offen schreiben und – ohne dass es ihr Verhältnis trübt – diskutieren.

Adam und August von Trott, um 1929
Adam und Eleonore von Trott, um 1934

Eleonore von Trott ist Adams enge Vertraute. Von Anfang an hat sie großes Zutrauen in ihren Sohn. In ihren Briefen tauschen sie sich auf Augenhöhe aus. Sie teilen die Leidenschaft für die Literatur und das Reisen. Beide betonen stets die Bedeutsamkeit von sozialer Verantwortung als Richtschnur des Handelns. Adam folgt seiner Mutter aber nicht in ihrer tiefen Religiosität.

Während seiner Kasseler Schulzeit wohnt Adam bei einer Pfarrersfamilie. Er fühlt sich dort nicht wohl. Seiner Mutter gegenüber kritisiert er die Haltung des Pfarrers und erläutert seine eigene Position:

Brief des elfjährigen Adam an seine Mutter, 8. Mai 1921

»Eine Frage will ich Dir schreiben, dass Du sie Dir überlegst und sie mir beantwortest (…) Ich kann die Art des Christentums, die der Herr Pf.[arrer] hat, nicht verstehen, dieses sozusagen Zittern und Beben. Wir sollen mutig sein, nicht immer gleich beten und beten (es klingt wie ein Winseln), sondern es durch Taten gutzumachen suchen. Es steht in der Bibel: ›Uns ist nicht gegeben ein knechtischer Geist, dass wir uns
abermal fürchten sollen!‹ Luther, Arndt sind solche, die nicht immer in dieser Hinsicht knechtischen Geist zeigen. Auch kann ich nicht leiden, wenn die Kirche indirekt Zwang ist. Nun bitte versteh mich nicht falsch, sondern denke Dich in mich hinein. Diese Gedanken beschäftigen mich sehr oft, wenn der Herr Pfarrer betet.«

Eleonore von Trott an ihren Sohn, 22. August 1923

»Es wird mir doch immer schwerer, Dich so weit fort zu wissen und Dich nur so selten zu sehen.«

»Du weißt, daß meine Gedanken immer bei Dir sind und wie sehr ich hoffe, daß Du mit Gottes Hilfe ein Mann wirst, der auch gegen den Strom schwimmen kann (…) Lies gute Bücher, die geben oft Kraft und sei stark, im rechten Moment nein zu sagen!«

Adam eckt in seiner Schulzeit in Hannoversch Münden gelegentlich mit der pädagogischen Aufsicht des Alumnats, dem »Inspektor«, an. Der Vater reagiert verständnisvoll und ermutigend:

August von Trott an seinen 15-jährigen Sohn, 23. Februar 1925

»Du hast ein sehr feines Gefühl und bist leicht verletzt, denkst aber zu wenig daran, daß es bei anderen ebenso sein kann.«

»Gerade wenn Du den Herrn Inspektor nicht leiden magst, solltest Du peinlich vermeiden, ihm berechtigten Grund zum Tadel zu geben, damit Du ihm gegenüber nicht ins Unrecht kommst.«

 

»Daß Du jetzt Dich so wenig glücklich fühlst, tut mir sehr …

… leid. Aber Du mußt jetzt als tapferer Junge durchhalten und darfst die Flinte nicht in’s Korn werfen. Per aspera ad astra.«

 

»Du hast keinen besseren Freund auf der Welt wie mich, und wenn ich Dich tadele, tue ich es, weil ich Dich lieb habe und dazu beitragen möchte, daß Du ein tüchtiger und anständiger Mann, ein echter Edelmann wirst.«

Adam von Trott an seinen Vater, 18. März 1931

»Ich glaube, daß ich genügend von Dir geerbt habe, um nie ganz den Mut zu verlieren, und dein Interesse und Vertrauen sind eine Hilfe, die
ich nicht entbehren möchte.«

Adam von Trott an seine Mutter, 14. August 1930

»Meine liebe Mutter, Es hinterließ eine gewisse Beklemmung bei mir, gesehen zu haben, dass Du bei unserem Abschied in Bebra trauriger, ja besorgter aussahst«.

Dazu erschwert der Umstand, dass ich mich sehr änderte und Ihr Euch weniger. Und diese Veränderungen erscheinen weniger real in Imshausen als der alte, unfriedliche, eingebrannte Zustand. Wie kann ich von Euch verlangen, daß Ihr Euer Verhältnis mit jeder Veränderung und jedem Fortschritt meinerseits verschiebt? «

Eleonore von Trott an Adam, 16. August 1930

Mein lieber Adam,
Ich sehe und freue mich darüber, dass Du Dich in den letzten zwei Jahren sehr verändert hast – ich würde sagen: entwickelt. Ich weiß, daß wir mehr als Du glaubst übereinstimmen. Wir haben beide, neben gutem deutschen Blut, etwas von den Bekämpfern der Sklaverei in Amerika geerbt.

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