Reisen

1937 verlässt Adam von Trott für fast zwei Jahre Deutschland und reist über die USA nach China. In Beijing möchte er eine Habilitationsarbeit über chinesisches Staatsdenken vorbereiten.

Auf dem Schiff nach Nordamerika, März 1937
„Von März bis Juli 1937 reist er von der amerikanischen Ostküste über Kanada und Chicago nach Kalifornien. Unterwegs genießt er ein Gefühl der Freiheit, fern von der bedrückenden deutschen Diktatur.“
Mehrere Wochen wohnt er in Kalifornien bei der Freundin Julie Braun-Vogelstein, trifft Freund*innen und Bekannte und lernt die chinesische Schriftsprache.
Nähe Carmel, Big Sur, Juni 1937
Überfahrt nach China, Juli/August 1937
Kurz vor seiner Überfahrt von Los Angeles nach Hongkong bricht der japanisch-chinesische Krieg los, der seinen Aufenthalt tief prägt und den er aufmerksam beobachtet. Die japanische Besetzung und das Elend der Bevölkerung sind für ihn stets gegenwärtig. Schon seine Ankunft verläuft anders als erhofft: er kann nicht, wie geplant, nach Shanghai reisen. Hongkong wird zur Flüchtlingsstadt, beherrscht von einer Cholera-Epidemie, einem Taifun und dem Kriegsgeschehen. Trotzdem begeben er und der deutsche Sinologe Wolfram Eberhard sich auf eine Reise durch die südliche Provinz Guangxi.
Auf dem Gui Jiang in Guangxi, September 1937
Auf der Reise durch Guangxi, September 1937
Wan Ting, Lao San und Gustav Ecke mit Kind (v. l.) in Beijing, Januar/Februar 1938

Mit Schiff und Bahn erreicht Trott wohlbehalten Mitte Oktober 1937 Beijing. Der Ort fasziniert ihn, er schreibt, dass die »Stadt eine Atmosphäre überlegener Ruhe« ausstrahlt und schwärmt von dem »herrlichem, wolkenlosen Sonnenhimmel« des Pekinger Winters. Bei seinem Gastgeber Gustav Ecke, einem Kunsthistoriker, widmet er sich seinen staatstheoretischen Studien; doch blendet er auch trotz Distanz die eskalierende politische Situation in Europa nicht aus. Er verfasst die Schrift Far Eastern Possibilities, in der er unter dem Eindruck des Krieges
eine Friedensinitiative für Ostasien und Europa entwirft. Er betont die deutsch-britischen Beziehungen als Schlüssel für den Erhalt des Friedens.

Vor seiner Unterkunft im Haus von Gustav Ecke in Beijing, 1937/1938
Zwischen Wan Ting (links) und Lao San, Hausangestellte Gustav Eckes in Beijing, 1937/1938
„Von Beijing aus unternimmt Trott mehrere Reisen durch China sowie im März 1938 nach Japan. Neben seinen Studien schätzt er die vielen Begegnungen und Einblicke in die ostasiatische Kultur und Philosophie.“
Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Huang Po-Ch’uan (rechts), 1938
Reisedokument Adam von Trotts für die Provinz Shandong, in chinesischer und japanischer Schrift, September 1938
„Mitte September 1938 verlässt Adam von Trott Beijing. Er reist auf eigene Faust durch die bäuerliche, stark vom Krieg gezeichnete Provinz Shandong. Über Shanghai fährt er nach Hongkong, wo ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht. Er bucht das nächste Schiff nach Europa und verlässt China Ende Oktober 1938.“
Zusammenkunft mit Gelehrten in Japan, 1938
Mit dem Sinologen Hermann Bohner vor den Meoto Iwa, den  verheirateten Felsen, in Japan, April 1938
Nach oben scrollen