Oxford


»Über dem politischen Wollen Deutschlands liegt ein dichter Nebelschwaden von verwirten Wünschen und Begriffen, mißverstandener Vergangenheit, unerkannter Gegenwart und aussichtsloser Zukunft, der vertrieben werden müßte.«
— Adam von Trott, 1931



»Man kann im Leben nur zweierlei Bestätigung erwarten – die von aussen und die von Innen – die erstere ist gefährlich und führt wenn sie mehr als ein Trost ist unweigerlich auf Abwege – die letzte ist Wahrheit und unversiegliche Kraftquelle.«
— Adam von Trott, 1931

Adam von Trott kann 1931 die Auswahljury der Rhodes-Stiftung von sich überzeugen. Als ihr Stipendiat geht er – diesmal für zwei Jahre – wieder nach Oxford und studiert am Balliol College die Modern Greats: Philosophie, Politik und Ökonomie. Er arbeitet viel und ehrgeizig, gleichzeitig engagiert er sich in zahlreichen politischen und philosophischen Clubs, hält Vorträge und genießt die diskussionsfreudige Atmosphäre Oxfords. Er begeistert sich nachhaltig für die lebhafte politische Kultur Großbritanniens und die Labour-Party, die zwischen 1929 und 1931 die Regierung stellt.


»Im Grunde ist jeder ehrliche Humanist auch Sozialist.«
— Adam von Trott, 1931
Ein besonderes Erlebnis hat Adam von Trott bereits kurz nach seiner Ankunft in Oxford: Am 24. Oktober 1931 kann er an einer Diskussionsveranstaltung mit Mahatma Gandhi im Rhodes House teilnehmen. Gandhis gewaltfreie und zivile Widerstandsbewegung gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien beeindruckt Trott nachhaltig.
Das Foto der Veranstaltung zeigt in der Mitte Gandhi auf dem Podium. Trott fertigt eine Bildunterschrift an und verzeichnet seine Position in der vordersten Reihe links.



In dieser Zeit gewinnt er viele neue Bekannte und schließt Freundschaften u. a. mit den Studierenden Diana Hubback, Shiela Grant Duff und David Astor sowie dem Labour-Politiker Sir Stafford Cripps.


Obwohl er auch von Oxford aus die wirtschaftliche und politische Krise in Deutschland sorgenvoll und aufmerksam beobachtet, schockiert ihn die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Unermüdlich tritt er jeglicher Gleichstellung zwischen nationalsozialistisch und deutsch entgegen, auch unter seinen Bekannten. Da er sein Examen nicht »first class«, sondern mit gut (»second class«) abschließt, hält er es für zwecklos, ein akademisches Fellowship in Oxford anzustreben und entschließt sich zur Rückkehr nach Deutschland, um seinen unterbrochenen Referendardienst fortzusetzen. Betrübt ahnt er, dass viele freundschaftliche Kontakte durch die politische Belastung in Europa zerbrechen werden.
